© Thomas Böhm

Was hat der Tiroler Landtag im März beschlossen?

Aktuelle Stunde: „Testen, Tracen, Impfen – unser Weg zurück zur Normalität!“

In der aktuellen Stunde am Donnerstag zum Thema „Testen, Tracen, Impfen – unser Weg zurück zur Normalität“ informierte Landeshauptmann Günther Platter die Abgeordneten, über die Tiroler Strategie aus der Krise:

„Als uns diese Pandemie vor einem Jahr erfasst hat, war kein Land dieser Welt ausreichend vorbereitet. Gerade in Europa fehlte es an Erfahrungen im Umgang mit einem gefährlichen Virus wie dem Corona-Virus. Auch wenn es gerne anders dargestellt wird: Wir in Tirol haben die Situation vom ersten Tag an sehr ernst genommen. Manche Strategien im Umgang mit dem Virus waren nicht so zielführend wie erhofft. Bei manchen haben wir geglaubt, auf einem guten Weg zu sein – bis uns das Virus wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aufgrund der Erkenntnisse des letzten Jahres ist klar: Diese Pandemie erfordert eine neue Dimension der Krisenbewältigung. Wenn man sich das aktuelle Infektionsgeschehen anschaut, dann zeigt sich: Tirol ist auf einem guten Weg. Unser Bundesland weist neben Vorarlberg seit Wochen die niedrigste 7-Tages-Inzidenz auf. Trotz Steigerungen bei den Neuinfektionen, die in ganz Österreich zu beobachten sind, halten wir unseren Platz im Bundesländer-Ranking.

Zudem ist es mit den gesetzten Maßnahmen gelungen, die Zahl der aktiv positiven Südafrika-Mutationsfälle innerhalb von 4 Wochen um 75% zu reduzieren. In diesem Zusammenhang wird von der österreichischen Corona-Kommission bestätigt, dass in Tirol effiziente Maßnahmen gesetzt werden. Weiteres Lob kommt vom Wiener Simulationsforscher Niki Popper, der das Vorgehen Tirols im Kampf gegen Mutationen als Erfolgsgeschichte bezeichnet.

Unsere Strategie lautet: Testen. Tracen. Impfen.“

Erstens: Testen.

Kein anderes Land testet so intensiv wie Tirol oder verfügt über ein derart flächendeckendes Testangebot. Vor kurzem erschien eine Statistik, die besagt, dass Tirol weltweit die drittstärkste Region ist was das Testen betrifft. In Tirol ist es möglich, sich in der Gemeinde oder zumindest wohnortnah testen zu lassen. Dafür gibt es mehr als 20 Teststraßen oder Testzentren über alle Bezirke verteilt, rund 870 niedergelassene Ärzte, fast 40 Apotheken und zahlreiche mobile Testmöglichkeiten etwa in den Skigebieten. Anfangs wurde Tirol dafür belächelt. Inzwischen haben wir europaweit viele Nachahmer gefunden. Jeden Tag werden im Schnitt 25.000 Tirolerinnen und Tiroler getestet.

Zweitens: Tracen.

Erfolgreiches Tracen heißt: Kontakte rasch, konsequent und engmaschig nachverfolgen. Dafür stehen in den Corona-Zentren des Landes sowie in den Bezirkshauptmannschaften 600 Personen im Einsatz. Indem Infizierte und Verdachtsfälle rasch isoliert werden, können Infektionsketten unterbrochen und eine explosionsartige Ausbreitung des Virus und seiner Mutationen verhindert werden. Tirol geht beim Contact Tracing strikter vor als andere Bundesländer: Es werden sowohl K1- als auch K2-Personen mehrmals getestet, um vor allem auch asymptomatische Fälle mit langer Inkubationszeit vor ihrer Entlassung aus der Quarantäne zu überprüfen. Ein Quarantäne-Ende ist erst mit negativem PCR-Test möglich. Zudem hat Tirol als erstes Bundesland schon im Jänner damit begonnen, alle positiven PCR-Tests auf einen Mutationsverdacht zu sequenzieren. Von internationalen Experten und Virologen wurde berichtet, dass in den meisten Regionen Europas zu wenig sequenziert wird und das Lagebild dort deshalb unklar ist. Der Krisenstab evaluiert die Lage in Tirol jeden Tag sehr genau und beobachtet, wie sich die Infektionszahlen entwickeln ober ob sich regionale Cluster bilden, um rasch, gezielt und effektiv zu reagieren. In Mayrhofen hat sich diese regionale Strategie bestens bewährt. Die Lage ist dort gut im Griff. Mit dieser regionalen Strategie kann punktgenau reagiert werden.  zu setzen. Für überzogene Schritte haben die Menschen kein Verständnis mehr, weshalb Landeshauptmann Günther Platter für  für eine Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen im Land, in Österreich aber auch darüber hinaus plädiert.

Drittens: Impfen.

Die Impfung bringt Freiheit und Normalität zurück. In Tirol kann aber nur den Impfstoff verimpfen, der auch geliefert wird. Aktuell sind 69.500 Tirolerinnen und Tiroler geimpft. Davon haben 19.500 bereits die zweite Dosis für den vollständigen Impfschutz erhalten. Noch in den nächsten Tagen werden alle Tirolerinnen und Tiroler über 80 Jahren geimpft. Nächste Woche geht es mit den über 65-Jährigen sowie den Risikogruppen weiter. Der Impfplan wird somit schrittweise abgearbeitet und er wird in den nächsten Wochen deutlich an Fahrt aufnehmen. Bis zum Sommer sollen alle impfbereiten Bürgerinnen und Bürger zumindest die erste Teilimpfung erhalten werden. Heute, Donnerstag, wurde mit der Durchimpfung der „Europäischen Modellregion Bezirk Schwaz“ begonnen. Es ist ein Privileg, dass die EU 100.000 zusätzliche Impfdose von BioNTech/Pfizer zur Verfügung stellt, um die Bevölkerung im besonders von der Südafrika-Mutante betroffenen Bezirk Schwaz durchimpfen zu können. Mehr als 48.500 Menschen, das sind knapp 76 Prozent der impfberechtigten Bevölkerung, machen von dieser Möglichkeit Gebrauch – ein starkes Signal im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Diese Durchimpfung wird wissenschaftlich begleitet, federführend durch die AGES und die Medizinische Universität Innsbruck. Tirol leistet damit einen wichtigen Beitrag, um Virus-Mutationen zu erforschen und besser zu verstehen. Davon profitiert nicht nur Tirol, davon profitiert die ganze Welt. Der Kampf gegen das Corona-Virus ist noch nicht vorbei. Die Auswirkungen der Pandemie werden uns alle weiter fordern. Eine gewaltige Reihe von Aufgaben wartet auf uns: wirtschaftlich, gesellschaftlich, menschlich. Man darf in dieser Krise auch nicht auf die Psyche der Menschen vergessen. Nicht jeder steckt diese Pandemie und ihre Auswirkungen leicht weg. Es gibt viele, die massiv unter Existenz- und Zukunftsängsten, Depressionen, Einsamkeit und den Kontakteinschränkungen leiden. Das wird neben der Gesundheitslage und der Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation eine der großen Herausforderungen sein. Für Landeshauptmann Günther Platter zeigt das vergangene Jahr ganz deutlich: „Diese Pandemie kann nur gemeinsam bewältigt werden, indem die Bevölkerung mitgenommen wird. Ein Beispiel: Das Öffnen der Skigebiete mitverantwortlich dafür ist, dass Tirol und Vorarlberg weniger Neuinfektionen als der Rest Österreichs aufweisen. Weil sich die Menschen bei uns in der Natur bewegen können anstatt daheim zu sitzen. Nach einem Jahr Pandemie dürfen wir unseren Optimismus nicht verlieren. Glauben wir an uns und unsere Stärken. Hoffen wir auf die Wirkung der Impfung. Freuen wir uns auf einen hoffentlich halbwegs normalen Sommer.“

 

Modellregion Schwaz – ein starkes Signal im Kampf gegen die Pandemie

VP-Klubobmann Jakob Wolf: „Mit der Impfstoff-Sonderlieferung können wir die südafrikanische Mutation zurückdrängen, die Menschen schützen und uns aus den Negativschlagzeilen herausimpfen.“

Für die Coronaimpfung im Bezirk Schwaz haben sich über 48.500 Personen angemeldet, das sind knapp 76 Prozent der im Rahmen dieser Aktion impfberechtigten Schwazer Bevölkerung. Der Lieferung der Tranche sind umfangreiche Gespräche mit dem Bund, wissenschaftlichen Institutionen im In- und Ausland und Kommissionspräsidenten von der Leyen vorausgegangen. Mit Zustimmung aller anderen europäischen Mitgliedsstaaten wurde eine Sondertranche für die Durchimpfung des Bezirks Schwaz genehmigt - allerdings unter der Voraussetzung, dass dieses Projekt zu Studienzwecken von nationalen und internationalen Wissenschaftlern begleitet wird. Dies ist in mehrerlei Hinsicht wichtig.

Erstens kann es uns damit gelingen, die internationale Einstufung als Virusvariantengebiet los zu werden, die neben der Wirtschaft auch das Image unseres Landes beschädigt und zweitens verleiht uns das auch für andere Bezirke zusätzliche Flexibilität. So wird es uns dadurch als österreichweit erstes Bundesland bis Montag in einer Woche möglich sein, alle Personen über 80 Jahre durchzuimpfen und uns dann voll auf die Impfung von Risikopatienten und Personen zwischen 65 und 80 Jahre zu konzentrieren.

 

LR Bernhard Tilg informierte über die wissenschaftliche Corona-Studie im Bezirk Schwaz: „Der Bezirk Schwaz ist zu einem EU-Forschungsprojekt geworden, da dieser Bezirk besonders stark von der südafrikanischen Coronavirus-Variante betroffen ist. 100.000 Impfdosen von Biontech/Pfizer sollen dazu dienen, die dortige Bevölkerung durchzuimpfen. Begleitet wird dieses Projekt von nationalen und internationalen Wissenschaftern.

Neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Impfstoffs bei der Südafrika-Mutation sollen dabei gewonnen werden.  Das Projekt kam in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, dem Impfstoff-Hersteller, dem Bund und dem Land Tirol zustande.

Erwähnenswert ist, dass die 100.000 Dosen an Impfstoff nicht zusätzlich zur Verfügung gestellt, sondern aus dem EU-Kontingent vorgezogen werden. Das Tiroler Impfprogramm wird ungeachtet dessen wie geplant fortgesetzt.   

Dieses Impf-Projekt soll als Schutzschirm dienen, um die Ausbreitung dieser Mutation zu verhindern und wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.

Die Situation ist nach wie vor sehr ernst und es ist die Aufgabe der Politik, sich laufend mit Expertinnen und Experten zu beraten, Maßnahmen zu setzen und Entscheidungen zu treffen und das in bester Abstimmung mit den medizinischen Experten aller Tiroler Spitäler, der Ärztekammer, der ÖGK, dem Roten Kreuz und weiteren Experten, wie wir das auch ständig tun, insbesondere im Sonderstab Gesundheit.“